Das europäische Programm der Kulturhauptstädte erfreut sich großer Beliebtheit – bei den ernannten Städten und ihre Bewohner gleichermaßen. Für die jeweilige Stadt bedeutet es viel Aufmerksamkeit, mehr Tourismus und einen Zuschuss von 1.5 Millionen Euro aus Brüssel, für die Bewohner und Besucher der Stadt ein Kulturprogramm mit vielen Highlights, das es ohne den Titel womöglich nicht geben würde. Wie aber wird eine Stadt mit dem Titel „Kulturhauptstadt“ geadelt?
Das europäische Programm der Kulturhauptstadt Europas wurde 1985 auf Initiative der griechischen Sängerin und Kulturministerin Melina Mercouri ins Leben gerufen. Die für Kulturfragen zuständigen Minister im Rat der Europäischen Gemeinschaft verabschiedeten damals die alljährliche Ernennung einer „Kulturstadt Europas“. Erste Kulturstadt Europas war Athen.
Von der Kulturstadt zur Kulturhauptstadt
Seit 2000 heißt es auf einen Beschluss der EU Parlament und des Rats von 1999 hin „Kulturhauptstadt Europas“. Die Ziele sind jedoch die gleichen geblieben: die kulturellen Veranstaltungen soll der europäischen Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, die kulturellen Aspekte der jeweiligen Stadt, Region oder des jeweiligen Landes kennenzulernen.

Wird eine Stadt Kulurhauptstadt, haben alles etwas davon: die Stadt, die Bewohner und die Touristen. (©istockphoto.com_gustavofrazao)
Die Reihenfolge der Länder, die eine Kulturhauptstadt vorschlagen, wurde 2005 für die Jahre bis 2019 in einem europäischen Rechtsakt festgelegt. Um die neuen EU-Mitgliedsstaaten, die im Rahmen der EU-Erweiterung hinzugekommen sind, einzubinden, wurden ab 2009 jedes Jahr zwei Kulturhauptstädte ernannt – eine Stadt aus den alten und eine Stadt aus den neuen Mitgliedsstaaten.
Für die Jahre 2020 bis 2033 wurden die Vergabe- und Auswahlkriterien überarbeitet und eine neuen Liste mit jeweils zwei EU-Mitgliedsstaaten erstellt. Mit einer Vorlaufzeit von sechs Jahren beginnt in den Ländern das nationale Auswahlverfahren. Die internationale, unabhängige Jury aus europäischen Experten sichtet die Bewerbungen im darauffolgenden Jahr und gibt Empfehlungen an das EU Parlament, den EU Rat und die EU Kommission aus.
Für die Bewerbungen als Kulturhauptstadt Europas wurden sechs Evaluierungskriterien festgelegt:
- Langzeitstrategie
- Europäische Dimension
- Kulturelle und künstlerische Inhalte
- Umsetzungsfähigkeit
- Erreichung und Einbindung der Gesellschaft
- Verwaltung
Wie überzeugend die Bewerberstädte diese Kriterien erfüllen, bestimmen die Chancen auf den Titel „Kulturhauptstadt Europas“.
Kulturhaupstadt 2025
Die erste deutsche Stadt, die den Titel „Kulturhauptstadt“ führte, war Berlin im Jahr 1988; 1999 folgte Weinmar. Essen übernahm 2010 für das Ruhrgebiet die Aufgabe. im Jahr 2025 wird Deutschland gemeinsam mit Slowenien jeweils eine Kulturhauptstadt ernennen (vgl. KMK, die ständige Konferenz der Kultusminister). Einige Städte habe bereits Interesse gezeigt. Zu den deutschen Städten gehören Magdeburg, Nürnberg, Dresden, Chemnitz, Hannover, Hildesheim, Kassel und Koblenz.
Großbritannien wurde vor dem Hintergrund des Brexit in der Liste nicht mehr berücksichtigt, da Drittstaaten nicht an dem Programm teilnehmen dürfen.
Kulturhauptstadt 2019 bis 2022
Die Kulturhauptstädte der nächsten Jahre sind:
Kulturhauptstädte 2019 | Kulturhauptstädte 2020 |
---|---|
Matera für Italien | Galway für Irland |
Plowdiw für Bulgarien | Rijeka für Kroatien |
Kulturhauptstädte 2021 | Kulturhauptstädte 2022 |
Timisoara für Rumänien | Kaunas für Litauen |
Eleusis für Griechenland | Esch an der Alzerre für Luxemburg |
Novi Sad für Serbien |
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