Vielen Menschen dürfte sich der Sinn einer einheitlichen Strompolitik für Europa noch nicht erschlossen haben. Dabei hat die Versorgung mit Ökostrom & Co. vor allem für die europäische Industrie eine große Bedeutung. Denn um im internationalen Vergleich auch über Europa hinaus wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es eine einheitliche Strompolitik. Neben der Industrie könnte diese Strompolitik aber auch den privaten Haushalten in Europa helfen, etwas Geld zu sparen.

Ökostrom & Co. in Europa

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Ökostrom durch Solaranlagen spart auch für Unternehmen Geld (c) iStock.com / VioNet

Warum sich jetzt die EU auf höchster Ebene neben einer neuen Biozid Verordnung auch mit einer einheitlichen Strompolitik beschäftigt, liegt an den veröffentlichten Statistiken für das Jahr 2012. Sie zeigen, dass die Strompreise auf dem Strommarkt in den vergangenen acht Jahren sowohl für Unternehmen, als auch für private Haushalte um 22 Prozent bzw. für Unternehmen um 37 Prozent gestiegen sind. Einzig und allein der umweltschonend gewonnene Ökostrom ist von dieser aufsteigenden Preisspirale größtenteils verschont worden – um alle Haushalte und Firmen zu versorgen, reichen dessen Kapazitäten jedoch nicht aus.

Ökostrom nur für privat lukrativ?

Aber heißt das, dass Ökostrom nur für Privatkunden oder auch für Gewerbekunden wirklich interessant ist? Die Frage nach der Beschaffung und Fähigkeit zur Versorung steht natürlich auch hier an zentraler Stelle. Wenn nicht genug Ökostrom erzeugt werden kann, um das gesamte Netz ausnahmslos zu versorgen, stehen die Zeichen für die Zukunft dieser Technik natürlich schlecht. Ein Prinzip, um diesem – zum gegenwärtigen Zeitpunkt natürlich hypothetischen – Ausfall entgegenzuwirken, sind die intelligenten, virtuellen Kraftwerke.

Ökostrom aus dem virtuellen Kraftwerk

Das Prinzip ist denkbar einfach: je mehr Haushalte eigene Energie über BHKWs erzeugen, desto stabiler läuft das Netz. Überschuss kann an den Rest des Netzwerks abgegeben werden, sodass Engpässe ausgeschlossen wären. Der deutsche Ökostrom Anbieter LichtBlick bezeichnet dieses Schema als SchwarmStrom. Denzentral wird hier in jedem angeschlossenen Haushalt Energie erzeugt und gespeichert, um sie nach und nach zu verbrauchen. Die Unabhängigkeit zu Großkraftwerken wird somit aufgehoben. (Quelle: www.lichtblick.de)

USA als Konkurrenz

Die Konkurrenten der europäischen Unternehmen auf anderen Kontinenten hatten mit steigenden Preisen für Ökostrom & Co. keine Probleme: Die USA konnte mit dem Start der umstrittenen Fracking-Methode, die sogar einige der europäischen Grundrechte verletzen soll, die Energiepreise sogar teilweise senken. Industriegas kostet dort zum Beispiel nur ein Viertel von dem, was es derzeit in Europa kostet. Zu Recht befürchtet also die EU-Kommission, dass die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen bald nicht mehr gegeben sein könnte.

Ökostrom könnte Teil eines zukunftsfähigen Stromkonzepts sein

[blockquote align=“undefined“]Die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen erodiert.[/blockquote]

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen im Raum vom Schengener Abkommen wiederherzustellen möchte sich die Europäische Union nicht nur auf die Förderung von Ökostrom verlassen. Der Vorsitzende der EU-Kommission, Jose Manuel Barroso, stellte fest, dass die „Erosion der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Firmen“ durch hohe Strompreise vor allem durch die Strompolitik der europäischen Länder hervorgerufen werde. Deutschland stelle zum Beispiel viel mehr Subventionen für Ökostrom bereit, als Tschechien in den Ökostrom investiert. Diese Ungleichheiten würden durch eine einheitliche europäische Strompolitik geglättet werden.
Teil der einheitlichen Strompolitik sind vor allem zwei große Bereiche:

  • Ölpreisbindung: Zum einen könnte die Ölpreisbindung, sprich die Bindung der Gaspreise an den aktuellen Ölpreis, bei der Deutschland der Vorreiter war, auf die gesamte EU ausgeweitet werden, um die Preise auf einem Level zu halten.
  • Erschließung neuer Stromquellen: Zum anderen sollen neue Strom- und Energiequellen im Inneren erschlossen werden. Das schließt nicht nur Ökostrom aus erneuerbaren Quellen, sondern auch andere Gewinnungsarten, wie zum Beispiel das umstrittene Fracking, mit ein.


 

Woher kommt Ökostrom eigentlich?

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Ökostrom schont die Natur und spart Geld. (c) iStock.com / elxeneize

Nutzt man elektrische Geräte, stellt man sich selten die Frage woher die Antriebskraft für den Fernseher überhaupt kommt. Der Ökostrom kommt aus regenerativen Quellen, die besonders umweltschonend Strom produzieren. Ökostrom kann auf vielfältige Art und Weise erneuerbarer Energien gewonnen werden: durch eine Windkraftanlage, durch Wasserkraft oder auch über eine Solaranlage. Aus der umweltschonenden Produktion von Ökostrom ergibt sich aber auch dessen größter Nachteil: In vielen Fällen ist die Erzeugung vom grünen Strom stark ortsgebunden.

  • Die Windkraftanlage arbeitet am effektivsten in ebenem Gelände mit einer starken Brise
  • Strom durch Wasserkraft kann nur an Wasserfällen oder Talsperren gewonnen werden
  • Die Solaranlage braucht nicht nur viel Platz, sondern auch ein sonniges Plätzchen, um effizient Ökostrom produzieren zu können.

 

Die Alternative: Biogas

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In der Biogas Anlage wird auch Ökostrom produziert. (c) iStock.com / fotojog

Die einzige Alternative für die Produktion von Ökostrom, die nicht ortsgebunden ist, ist Biogas. Zwar brauchen auch die großen Kuppeln, in denen die Biomasse vor sich hingärt, viel Platz, trotzdem sind sie leichter zu realisieren als eine Solaranlage. Das Prinzip dieser Ökogas Anlage ist einfach erklärt: Durch die Versetzung von grüner Biomasse mit Zersetz-Stoffen, entsteht Methan, das verbrannt wird. Dadurch entsteht ebenfalls Ökostrom, der die Öl- und Gas-Ressourcen schont. Weitere Informationen zum Thema Biogas gibt es hier.
Doch auch Ökostrom durch Biogas hat einen kleinen Nachteil: Die meisten Biogas Anlagen sind nicht richtig dicht. Trotz häufiger Kontrollen kann Methan aus den Anlagen entweichen, das den Treibhauseffekt deutlich mehr verstärkt als CO2.

 

Ob das Stromkonzept tatsächlich durchgesetzt wird, ist fraglich

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Windkraftanlagen produzieren ebenfalls günstigen Ökostrom. (c) iStock.com / Delpixart

Dass das vorgeschlagene Konzept mit diesen beiden Punkten durchsetzt wird, darf allerdings stark bezweifelt werden. Gerade in Deutschland ist die Debatte um die Fracking-Methode entbrannt und hat derzeit deutlich mehr Kritiker als Befürworter.
Die beiden anderen Vorschläge der EU klingen allerdings vielversprechend: Durch die einheitliche Ölpreisbindung können Kosten geregelt werden, durch die verstärkte Förderung von günstigem Ökostrom könnten die Preis-Differenzen zwischen der EU und Amerika ausgeräumt werden. Zudem schont Ökostrom die Umwelt weitaus mehr als die Fracking-Methode, wobei ein Wechsel von Atom Kraftwerken zur Fracking Methode bereits schon deutlich klimaschonender mit weniger CO2 Ausstoß ist, als der vorherige Kohle Energieträger. Eine Öko Stromerzeugung sollte einer Fracking Methode mit Erdgasgewinnung jedoch weiterhin vorgezogen werden.

 

Aktueller Stand zur Ökostrom Energiewende

Fakt ist jedoch, dass Deutschlands Klimaziel darin besteht, eine Stromproduktion aus Kohle Kraftwerken einzudämmen. Versorger haben sich als Einsparziel vorgenommen, bis 2020 mindestens 22 Millionen Tonnen Kohlendioxid einzusparen. Dabei sollen sie jedoch das Recht haben, die Einsparmenge gleichmäßig auf alle Anlagen zu verteilen oder auf einzelne Anlagen zu konzentrieren. Auch wenn über einen Atomausstieg diskutiert wird, sollen laut SPD Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Anlagen von Kohle Kraftwerken nicht zwangsweise abgeschaltet werden, da man auch noch an die Strompreise, Versorgungssicherheit und Arbeitsplätze denken müsse. Der Weg zur Energiewende ist noch beschwerlich: Zwar zeigt auch die wachsende Zahl der Ökostromanbieter eine grüne Revolution in Deutschland, jedoch müssen die Kosten für den weiteren Ausbau von Naturstrom Anlagen gesenkt werden.

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